
Trinkgeld in bar – auch an Bord möglich
Das Thema Trinkgeld empfinden viele schon im Restaurant als schwierig und im Zusammenhang mit Kreuzfahrten ergeben sich besonders für Neulinge viele Fragen. Dass die eine oder andere Aufmerksamkeit dem Personal natürlich sehr willkommen ist, muss nicht extra erwähnt werden, doch was gibt man und vor allem wann? Und wie ist das mit der Freiwilligkeit und der Tatsache, dass einige Reedereien das Trinkgeld automatisch vom Bordkonto abbuchen?
Ist das Trinkgeld im Reisepreis enthalten?
Die Kreuzfahrtveranstalter handhaben das Thema Trinkgeld sehr unterschiedlich und oft wird für den Gast nicht auf den ersten Blick ersichtlich, wie das Unternehmen damit umgeht. Einige größere Anbieter klakulieren bereits mit dem Reisepreis eine Trinkgeldpauschale ein, andere schlagen bei jedem Besuch einer Bar an Bord eine bestimmte Summe auf oder rechnen feste Prozentsätze zu jeder Einzelrechnung an Bord hinzu. Zum Ende der Reise lassen sich abgebuchte Beträge vom Bordkonto dann erhöhen, kürzen oder komplett streichen, wenn man sehr unzufrieden war. Andere Veranstalter überlassen es komplett den Gästen an Bord, ob und wie viel Trinkgeld sie geben möchten und vor allem, welchen Crewmitgliedern sie es überreichen wollen.
Wo gilt welche Trinkgeldregelung?
Bei AIDA Cruises ist das Trinkgeld bei All Inclusive Reisen bereits enthalten und damit kann man das Thema als erledigt betrachten. An der Rezeption gibt es zusätzlich Umschläge und einen Einwurf für alle, die am Ende der Reise ein allgemeines Trinkgeld geben möchten und natürlich kann jeder Gast auch direkt einem oder mehreren Crewmitgliedern ein Trinkgeld in beliebiger Höhe in bar überreichen.
Die Reederei Costa Crocierce rechnet pro Person und Nacht 10 Euro als vorgeschlagenen Trinkgeldbetrag. Er wird automatisch vom Bordkonto abgebucht und jeder Passagier kann diese Pauschale an Bord selbst ändern oder stornieren.
Bei TUI Cruises ist das Trinkgeld ebenfalls inclusive. Natürlich kann jeder Gast dazu noch selbst entscheiden, ob und welchem Umfang er am Ende der Kreuzfahrt der Crew etwas zukommen lassen möchte.
Die Abbuchung vom Bordkonto hat Vor- und Nachteile
Wo Trinkgeld automatisch vom Bordkonta abgezogen wird, braucht man als Gast kein Kleingeld an Bord und muss sich im Restaurant oder an der Bar keine Gedanken darum machen. Andererseits kann man als Gast nicht bestimmen, wem das Trinkgeld letztendlich zugutekommen soll und muss annehmen, dass die Summe am Ende gerecht geteilt wird. Es gibt schließlich auch Crewmitglieder, die wenig Kontakt zu den Gästen haben, wie beispielsweise das Personal aus der Wäscherei oder der Küche. Auch sie tragen wesentlich dazu bei, ob man sich gut aufgehoben und betreut fühlt oder eben nicht und erhalten über das automatisch abgebuchte Trinkgeld ihren Anteil.
Für Abbuchungen muss es eine Zustimmung geben
Das Landgericht Koblenz hat am 11.12.2017 entschieden, dass eine automatische Abbuchung von Trinkgeld nicht zulässig ist, wenn der Gast dazu kein Einverständnis gegeben hat. Geklagt hatte die Verbraucherzentrale mit der Begründung, dass diese Abbuchung über die vertragliche Hauptleistung einer Kreuzfahrt hinausginge und damit unzulässig sein. Das Gericht entschied, dass das Abbuchen von Trinkgeldern vom Bordkonto grundsätzlich erlaubt ist, doch nicht ohne eine explizite Zustimmung des Gastes erfolgen darf. Veranstalter, die bisher mit automatischen Abbuchungen gearbeitet haben, müssen damit ihre AGB ändern, sobald dieses Urteil rechtskräftig ist.
Wie viel Trinkgeld ist angemessen und wann gibt man es?

Trinkgeld ist immer freiwillig
Wer mit der Serviceleistung besonders zufrieden ist, kann das natürlich mit einer Trinkgeldgabe in beliebiger Höhe verdeutlichen und muss auch nicht bis zum Ende seiner Reise damit warten. Es ist allerdings durchaus üblich, die Umschläge der Rezeption zu nutzen oder eben beim Auschecken dem Kabinensteward noch einige Euro oder Dollar in bar zu überreichen. Das Trinkgeld wöchentlich zu überreichen, sofern man überhaupt welches geben will, erweist sich für viele Kreuzfahrtpassagiere als sehr angenehm, da so die Geldbörse nicht ständig bereitgehalten werden muss. Auf den Schiffen kann man sich inzwischen ja durchaus komplett ohne Bargeld bewegen, da alles über das Bordkonto und die dazugehörige Karte abgerechnet wird. Das Kabinenpersonal freut sich sehr über ein wöchentliches Trinkgeld und hier sind um die 15 Euro durchaus angemessen. Der Kellner im Restaurant freut sich über ein oder zwei Euro pro Abend, doch auch hier kann man wöchentlich verfahren und fünf Euro oder mehr geben.
Fazit:
Grundsätzlich ist Trinkgeld immer eine freiwillige Sache
Egal, ob man mit der Abbuchung vom Bordkonto einverstanden war und es sich später wegen schlechtem Service anders überlegt oder das Trinkgeld lieber persönlich und am Ende der Reise überreicht – es ist und bleibt eine freiwillige Aufmerksamkeit, zu der man sich nicht verpflichtet fühlen muss und auch nicht sollte. Ist die Crew besonders freundlich und aufmerksam, gibt man sowieso gern einen kleinen Obolus und wenn man nicht zufrieden war, sollte man auch nicht gegen das persönliche Empfinden Trinkgeld geben, nur weil das üblich angesehen wird.