
Urlaub ohne schlechtes Umweltgewissen
Die Aussage des NABU (Naturschutzbund Deutschland) dass ein Kreuzfahrtschiff so viele Schadstoffe ausstößt wie 5 Millionen Autos, hat nahezu jeder schon einmal irgendwo gelesen. Auch die TV-Medien beschäftigen sich immer wieder mit dieser These und übernehmen dabei ungeprüft die NABU-Berechnungen. Bereits vor einigen Jahren gab es aber auch kritische Meinungen zu den Zahlen, die der Naturschutzbund seiner Berechnung zugrunde legt und inzwischen wurde ein neuer Vergleich vorgelegt. Die nachgelegten Zahlen stellen einen Professor von der Fachhochschule in Flensburg aber nicht zufrieden und seine Zweifel sind durchaus nachvollziehbar.
Eine aussagekräftige Rechnung basiert auf vergleichbaren Basiswerten

Jede Rechnung lebt von den richtigen Zahlen
Für jede Form von gängigen Vergleichsrechnungen gibt es allgemein gültige Standards. Für Emissionswerte, mit denen verschiedene Transportsysteme verglichen werden sollen, einigte man sich auf kg/kWh und Person oder auf kg/km und Person. So lassen sich Transportsysteme mit unterschiedlich vielen Personen an Bord optimal vergleichen. Bereits bei der ersten Vergleichsrechnung wurde dieser Standard nicht eingehalten und auf Nachfrage beim NABU reagierte dieser mit der Aussage, dass solche Argumentationen für die breite Masse der Bevölkerung unerheblich seien. Später wurde eine neue Vergleichsrechnung vorgelegt und die Fachhochschule Flensburg nahm sie zum Anlass, selbst nachzurechnen.
20 Minuten Autofahrt werden mit 24 Stunden Schiffsbetrieb verglichen

Verbrennungsmotoren müssen sauberer werden
Sieht man sich die neue Berechnung des NABU genauer an, wird deutlich, dass der Verbrauch von PKWs in Größenordnungen vertreten ist, die sich nicht direkt mit dem Verbrauch eines Schiffs vergleichen lassen, das 24 Stunden am Tag unterwegs ist. An der Hochschule wurde nachgerechnet, dass bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 6 Litern auf 100 Kilometern das Auto nur etwa 20 bis 30 Minuten am Tag bewegt werden kann und den Rest des Tages in der Parkbucht verbringt. Anhand der Leistung eines AIDA-Kreuzfahrtschiffs mit 34.000 kw Leistung rechnet Prof. Dr.-Ing. Holger Watter von der Fachhochschule Flensburg aus, dass etwa 13 kw pro Person an Emissionen auf dem Schiff entstehen (34.000 kw : 2600 Personen). Diese Vergleichsgröße lässt sich dann mit den Tageswerten von PKWs vergleichen, die in der Regel mit einer Einzelperson unterwegs sind. Am Ende errechnet Prof. Dr.-Ing. Holger Watter einen kw-Verbrauch bei Schiffen, der um ein Sechstel niedriger ist als im Straßenverkehr.
Beide Berechnungen berücksichtigen nicht alle Fakten
Während der NABU mit seinen Berechnungen die Öffentlichkeit ganz offensichtlich mit möglichst großen Zahlen schockieren möchte und dabei viele wichtige Vergleichsgrößen vernachlässigt, bleibt bei der Berechnung der Fachhochschule vor allem die Art des Kraftstoffs und die Tatsache, dass viele Autofahrten der Arbeit dienen, während eine Kreuzfahrt Urlaubszeit ist, unberücksichtigt. Diese Größen lassen sich aber schwer direkt miteinander vergleichen, weil nur ein Teil der Touristikbranche damit konfrontiert wird und eine Vergleichsrechnung zu den beliebten Urlaubsfliegern fehlt. Zudem muss man bedenken, dass nur 300 Kreuzfahrtschiffe weltweit unterwegs sind und dieser Zahl 40.000 Handelsschiffe gegenüberstehen.
Fazit:
Fakt ist sicher, dass alle Verbrennungsmotoren der Welt verbessert werden können und auch müssen, wenn wir unsere Umwelt schonen wollen. Insofern kann der NABU mit seinen 5.000.000 Autos, die einem Kreuzfahrtschiff gegenübergestellt werden, auch Gutes bringen. Ein Thema muss immer erst öffentlich zur Diskussion gestellt werden, ehe sich Unternehmen, Ingenieure und Wissenschaftler mit Nachdruck um Verbesserungen bemühen und die sind sicher auch allen Kreuzfahrtfans willkommen.
Quelle:
Emissionen bei Kreuzfahrtschiffen – Schifffahrtsexperte widerspricht dem NABU Deutschland